Gärtnern auf Sizilien — ein Erasmus Praktikum

Im Rahmen meiner Gärtner-Ausbildung an der Carl-Hofer Schule, bot sich mir die Möglichkeit einen Auslandsaufenthalt auf Sizilien zu verbringen. Ich hatte schon immer den Wunsch, einen längeren Zeitraum in Italien zu verbringen.
Zusammen mit Frau Sabath, der Erasmus-Beauftragten der Schule, plante ich in den letzten Monaten der Ausbildung alles Nötige, um die Zeit im Ausland umsetzen zu können. Ich suchte mir selbst meinen Wunsch-Betrieb aus und Frau Sabath kümmerte sich um die weiteren Formalitäten.
Zwei Tage nach meiner Abschlüssprüfung ging es direkt los. Ich fuhr mit meinem Camper bis nach Sizilien, wo immernoch Teile meiner Familie leben. Ich hatte also dank des Erasmus+ Programms nicht nur die Möglichkeit fachliche Kenntnisse in einem anderen Land zu erwerben, sondern habe auch meine Sprachkenntnisse deutlich verbessert und den Bezug zu meinen Wurzeln weiter gestärkt.
In Modica, einer Stadt im Süden Siziliens, verbrachte ich meine Zeit auf einem kleinen, biologisch produzierenden Gemüsehof, der nach dem Prinzip des “Market Gardening” arbeitet.
Das Anbausystem ist geprägt von dem Verzicht auf den sonst klassischen Einsatz schwerer Maschinen, um die Bodenverdichtung auf ein Minimum zu reduzieren und damit die Erosionsgefahr und die Total-Austrocknung des Bodens zu verhindern.
Effizientes Arbeiten ist dank der schmal angelegten Beetstreifen dennoch mit bodenschonenden Handgeräten möglich. So kann man auf den kleinen Flächen einen beachtlichen Ertrag erzielen ohne das Land zu sehr auszulaugen. Außerdem versucht man, die kleinen Flächen möglichst intensiv zu bewirtschaften. In der Regel gibt es eine große Vielfalt an Sorten, dafür aber auch geringere Stückzahlen pro Sorte.
Das sorgt nicht nur dafür, dass man den Kunden vor Ort mehrere Sorten anbieten kann, sonder auch dafür, dass man nicht von anderen Gemüseproduzenten abhängig wird und eventuell zukaufen muss, um als Betrieb finanziell überleben zu können. Meistens befinden sich diese kleinen Gemüsefarmen nämlich auf dem Land, fernab der Stadt und es lohnt sich für Kunden nur dort einzukaufen, wenn man gleich mehrere Gemüsesorten kaufen kann.
Natürlich war der Wassermangel auf Sizilien ein großes Thema und ich konnte deutlich spüren, dass der Farmbesitzer Roberto sich seiner Anhängigkeit von dem Grundwasserspiegel sehr bewusst war.
Umso größer ist mein Respekt davor, dass er sich in Zeiten des Klimawandels und der damit einhergehenden Wasserknappheit dazu entschieden hat, so nachhaltig wie möglich, Gemüse anzubauen.
Wir starteten jeden Tag mit einem “caffè”, den man hier bei uns Espresso nennen würde. Danach haben wir täglich die jüngsten Pflänzchen kontrolliert um sicher zu stellen, dass sie auch gut anwachsen und nicht von Schädlingen befallen wurden oder vertrocknen. Danach wurde das Bewässerungssystem gestartet. Außerdem ernteten wir jeden Morgen frisch das Gemüse, welches die Kunden vorbestellt hatten und bereiteten es für die Abholung vor.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Riesen-Zwiebeln, von denen die größte knapp 2kg wog, und eine Schlange, die sich einmal unter einer Zucchini-Pflanze versteckt und mich dann beim Unkraut jäten überrascht hatte. Auch die schönen Natursteinmauern, die man besonders im östlichen Teil Siziliens findet, haben mich nachhaltig beeindruckt.
Auch wenn ich meinen Aufenthalt auf der Farm vorzeitig beendet habe, da es mir etwas an Gesellschaft gefehlt hat, bin ich sehr dankbar dafür, diese Zeit im Ausland verbracht zu haben und würde jedem empfehlen das einmal auszuprobieren. Auch wenn man dafür eventuell seine Komfortzone etwas verlassen muss, lohnt es sich. Nette Menschen gibt es überall, und wenn mal was nicht so läuft wie geplant, kann man auch einfach wieder etwas daran ändern. So bin ich zum Beispiel im Anschluss noch ein paar Monate durch Sardinien, Spanien und Portugal gereist und konnte noch viel erleben.



Chiara Messina