Zurück zu mei­nen Wurzeln

Feb. 2025

Gärt­nern auf Sizi­li­en — ein Eras­mus Praktikum

Im Rah­men mei­ner Gärt­ner-Aus­bil­dung an der Carl-Hofer Schu­le, bot sich mir die Mög­lich­keit einen Aus­lands­auf­ent­halt auf Sizi­li­en zu ver­brin­gen. Ich hat­te schon immer den Wunsch, einen län­ge­ren Zeit­raum in Ita­li­en zu ver­brin­gen. 
Zusam­men mit Frau Sabath, der Eras­mus-Beauf­trag­ten der Schu­le, plan­te ich in den letz­ten Mona­ten der Aus­bil­dung alles Nöti­ge, um die Zeit im Aus­land umset­zen zu kön­nen. Ich such­te mir selbst mei­nen Wunsch-Betrieb aus und Frau Sabath küm­mer­te sich um die wei­te­ren For­ma­li­tä­ten.
Zwei Tage nach mei­ner Abschlüss­prü­fung ging es direkt los. Ich fuhr mit mei­nem Cam­per bis nach Sizi­li­en, wo immer­noch Tei­le mei­ner Fami­lie leben. Ich hat­te also dank des Eras­mus+ Pro­gramms nicht nur die Mög­lich­keit fach­li­che Kennt­nis­se in einem ande­ren Land zu erwer­ben, son­dern habe auch mei­ne Sprach­kennt­nis­se deut­lich ver­bes­sert und den Bezug zu mei­nen Wur­zeln wei­ter gestärkt.
In Modi­ca, einer Stadt im Süden Sizi­li­ens, ver­brach­te ich mei­ne  Zeit auf einem klei­nen, bio­lo­gisch pro­du­zie­ren­den Gemü­se­hof, der nach dem Prin­zip des “Mar­ket Gar­dening” arbei­tet.
Das Anbau­sys­tem ist geprägt von dem Ver­zicht auf den sonst klas­si­schen Ein­satz schwe­rer Maschi­nen, um die Boden­ver­dich­tung auf ein Mini­mum zu redu­zie­ren und damit die Ero­si­ons­ge­fahr und die Total-Aus­trock­nung des Bodens zu ver­hin­dern. 
Effi­zi­en­tes Arbei­ten ist dank der schmal ange­leg­ten Beet­strei­fen den­noch mit boden­scho­nen­den Hand­ge­rä­ten mög­lich. So kann man auf den klei­nen Flä­chen einen beacht­li­chen Ertrag erzie­len ohne das Land zu sehr aus­zu­lau­gen. Außer­dem ver­sucht man, die klei­nen Flä­chen mög­lichst inten­siv zu bewirt­schaf­ten. In der Regel gibt es eine gro­ße Viel­falt an Sor­ten, dafür aber auch gerin­ge­re Stück­zah­len pro Sor­te. 
Das sorgt nicht nur dafür, dass man den Kun­den vor Ort meh­re­re Sor­ten anbie­ten kann, son­der auch dafür, dass man nicht von ande­ren Gemü­se­pro­du­zen­ten abhän­gig wird und even­tu­ell zukau­fen muss, um als Betrieb finan­zi­ell über­le­ben zu kön­nen. Meis­tens befin­den sich die­se klei­nen Gemü­se­far­men näm­lich auf dem Land, fern­ab der Stadt und es lohnt sich für Kun­den nur dort ein­zu­kau­fen, wenn man gleich meh­re­re Gemü­se­sor­ten kau­fen kann.
Natür­lich war der Was­ser­man­gel auf Sizi­li­en ein gro­ßes The­ma und ich konn­te deut­lich spü­ren, dass der Farm­be­sit­zer Rober­to sich sei­ner Anhän­gig­keit von dem Grund­was­ser­spie­gel sehr bewusst war.
Umso grö­ßer ist mein Respekt davor, dass er sich in Zei­ten des Kli­ma­wan­dels und der damit ein­her­ge­hen­den Was­ser­knapp­heit dazu ent­schie­den hat, so nach­hal­tig wie mög­lich, Gemü­se anzu­bau­en.
Wir star­te­ten jeden Tag mit einem “caf­fè”, den man hier bei uns Espres­so nen­nen wür­de. Danach haben wir täg­lich die jüngs­ten Pflänz­chen kon­trol­liert um sicher zu stel­len, dass sie auch gut anwach­sen und nicht von Schäd­lin­gen befal­len wur­den oder ver­trock­nen. Danach wur­de das Bewäs­se­rungs­sys­tem gestar­tet. Außer­dem ern­te­ten wir jeden Mor­gen frisch das Gemü­se, wel­ches die Kun­den vor­be­stellt hat­ten und berei­te­ten es für die Abho­lung vor.
Beson­ders in Erin­ne­rung geblie­ben sind mir die Rie­sen-Zwie­beln, von denen die größ­te knapp 2kg wog, und eine Schlan­ge, die sich ein­mal unter einer Zuc­chi­ni-Pflan­ze ver­steckt und mich dann beim Unkraut jäten über­rascht hat­te. Auch die schö­nen Natur­stein­mau­ern, die man beson­ders im öst­li­chen Teil Sizi­li­ens fin­det, haben mich nach­hal­tig beein­druckt. 
Auch wenn ich mei­nen Auf­ent­halt auf der Farm vor­zei­tig been­det habe, da es mir etwas an Gesell­schaft gefehlt hat, bin ich sehr dank­bar dafür, die­se Zeit im Aus­land ver­bracht zu haben und wür­de jedem emp­feh­len das ein­mal aus­zu­pro­bie­ren. Auch wenn man dafür even­tu­ell sei­ne Kom­fort­zo­ne etwas ver­las­sen muss, lohnt es sich. Net­te Men­schen gibt es über­all, und wenn mal was nicht so läuft wie geplant, kann man auch ein­fach wie­der etwas dar­an ändern. So bin ich zum Bei­spiel im Anschluss noch ein paar Mona­te durch Sar­di­ni­en, Spa­ni­en und Por­tu­gal gereist und konn­te noch viel erleben.

Chia­ra Messina