Ein Garten für Menschen mit psychischer Erkrankung
Wir Lehrer und Schüler der Abteilung Gartenbau der Carl-Hofer-Schule wurden vor 3 Jahren gefragt, ob wir uns vorstellen könnten, den Garten des Luitgardhauses, einer Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen, neu zu gestalten. Das Haus ist in der Trägerschaft des Caritasverbandes, und die Betroffenen leben dort für bis zu 15 Jahren, bis sie wieder in der Lage sind, in einer anderen Lebenssituation klarzukommen.
Im Religionsunterricht werden häufig Fragen nach Themen gestellt, die sich um das Seelenbefinden von Menschen oder eben auch um psychische Erkrankungen drehen. Fächerübergreifend konnte das Projekt in Angriff genommen werden. Die Klasse L3GL2, die im Sommer 2013 die Abschlussprüfung absolviert, zeigte bereits im ersten Lehrjahr großes Interesse an dieser Maßnahme.
Im Religionsunterricht wurden die Gartenbaulehrlinge von Frau Busath auf die Begegnung mit den Menschen vorbereitet und in theoretischer und praktischer Fachkunde von Herrn Wickenhäuser und Frau Fingerhut betreut. Bereits im zweiten Lehrjahr konnten die Azubis dann die ersten Erfahrungen vor Ort machen. Der Garten musste ausgemessen und die Wünsche und Interessen der Kunden wahrgenommen werden.
Unterbrochen von der Zwischenprüfung wurde Pflanzen- und Materialkunde, Planung und Zeichnung, Kostenkalkulation, Transport und vieles mehr sehr praktisch am Beispiel unterrichtet, bevor es dann endlich zu Beginn dieses Schuljahres an die konkrete Kundenberatung vor Ort ging. Danach konnte das Material bestellt werden, und im November wurde der Garten dann völlig umgekrempelt und nach den Vorstellungen unserer Gärtner neu gestaltet.
Für die Bewohner war diese Zeit eine ganz neue Erfahrung. Täglich waren etwa 25 Personen mehr im Haus, aßen mit zu Mittag, mussten dauernd mit Kaffee versorgt werden und schleppten mit ihren Arbeitsschuhen unsagbar viel Erde auf die Fußböden des Hauses. Dabei konnten wir lernen, dass manche der Bewohner Probleme damit haben, wenn sich ihr Lebensumfeld verändert. Wo gesunde Menschen einen Krümel entdecken, sehen psychisch Kranke einen Berg. Wir wurden beim Arbeiten immer wieder besucht: Kollegen, Schul- und Abteilungsleitung, Frau Schmidt vom Regierungspräsidium, die BNN und die Parallelklasse kamen vorbei und sahen sich unsere Leistung an.
Und vom Haus wurden wir rundum verpflegt. Wenn es Leerläufe in Arbeitsschritten gab – z.B. wurde uns einmal erst verzögert Material angeliefert, und einmal gab ein Fugenschneider den Geist auf und wir mussten schnell Ersatz beschaffen. Da freuten sich die Bewohner und natürlich auch wir über eine Runde „Mensch-ärgere-dich-nicht“ oder eine Schachpartie.
Jeden Mittag konnten wir uns eine halbe Stunde über ein bestimmtes Krankheitsbild informieren, und eine betroffene Person des Luitgardhauses schilderte uns konkrete Beispiele aus ihrem Leben. Wer wollte und Zeit hatte, konnte morgens an den Gruppenmaßnahmen wie „Lach-Yoga“ oder Gehirnjogging teilnehmen, was viel Spaß machte.
Witterungsbedingt ist die Baustelle noch nicht ganz fertig. Im Frühjahr werden wir uns noch um den Rasen im Luitgardhaus kümmern. Dabei können wir die Bekanntschaften dort noch einmal auffrischen und vertiefen.
Bu