Schriftgestalter Ingo Preuß referiert an der CHS
„Prillwitz“ stand in großen Lettern auf die Leinwand projiziert. „Klassizistische Antiqua!” erkannte das typografisch gebildete Auge. Aber welche: Bodoni? Didot? Walbaum? Mit einem Ausflug in die Zeit des deutschen Klassizismus weit ausholend stellte Ingo Preuß den Jenaer Schriftschneider Johann Carl Ludwig Prillwitz vor, der — wie andere der Aufklärung Verpflichtete — um 1800 die vorherrschende „teutsche“ Fraktur durch die neue französische Antiqua ersetzen wollte. Er schnitt und goss also Didots Schrift nach und fand Förderer, aber auch Kritiker unter Verlegern, Autoren und Lesern. Dass wenige Jahrzehnte später seine Bemühungen und die Gleichgesinnter im Furor der Deutschtümler auf dem Weg zum Nationalstaat untergingen, macht den Wiedererweckungseifer eines Ingo Preuß angesichts nachlassender Europabegeisterung hochaktuell.
Mit Enthusiasmus und vielen Bildbeispielen schilderte der Schriftgestalter die Arbeit an seiner Prillwitz, beeindruckte den herbeigeströmten Typografennachwuchs und faszinierte die Fachkollegen.
Auf das Angebot, den Vortrag, den Rolf Michaely vom Förderverein der CHS angeregt und organisiert hatte, zu wiederholen, werden wir gerne zurückkommen.
Website von Ingo Preuß (externer Link)
Wol