Im Frühjahr 2024 entschloss ich mich dazu ein Auslandspraktikum im Rahmen von „ERASMUS+“ zu machen.
Vorab informierte uns Frau Sabath an unserer Schule über diese Möglichkeit, die mir vorher nicht bekannt war. Für mich war schon früh klar, dass die Reise in ein skandinavisches Land gehen wird, da ich noch nie dorthin gereist bin. Über eine Plattform, auf der man weltweit Farmen finden kann, die Mitarbeiter benötigen, begann ich nach Betrieben zu suchen. Für mich war es dabei wichtig, dass die Tätigkeiten einen beruflichen Bezug haben und ich aber auch einen Einblick in andere Bereiche erhalten kann. Die Plattform erleichterte dabei die Suche für mich, da ich nach Tätigkeitsfeldern, wie „Gemüseanbau“, „Obstanbau“, „Forstwirtschaft“ und weiteren filtern konnte. Auch wurde die Wohnsituation genau beschrieben, sowie die verfügbaren Ernährungsformen, was für mich ebenfalls wichtig war, da ich mich vegetarisch ernähre.
Die Suche führte mich nach Norwegen auf die kleine Insel Norda-Hidle, nördlich gelegen von Stavanger. Dort habe ich von August bis September den Sommer verbracht. Die Insel ist ein traumhafter Ort und wir hatten einige sonnige und warme Tage, die wir sehr genossen haben. Es herrscht ein gutes Mikroklima, denn nur einige Kilometer entfernt auf dem Festland ist der durchschnittliche Jahresniederschlag mehr als doppelt so hoch. Ich konnte mich auf der Insel gut einleben, hatte dort auf Grund der wundervollen Natur und Landschaft die Möglichkeit meinem Hobby, der Fotografie nachzugehen. Dank des guten Wetters war ich sogar noch Ende September im Meer schwimmen. Ich wurde sehr herzlich von der Gastgeberin und ihrer Familie, die öfters zu Besuch kam, aufgenommen. Dadurch, dass ich mit meiner Gastgeberin direkt zusammengewohnt habe, habe ich auch viel über das Leben in Norwegen lernen können. Oft saßen wir abends gemeinsam vor dem Fernseher und haben die Nachrichten geschaut oder uns unterhalten, wobei ich viel über Norwegen und das nähere Umfeld erfahren konnte. Die Haupteinnahmequelle der insgesamt 14 Bewohner von Norda-Hidle ist die Haltung von Nutztieren (Schafe, Rinder und Hühner). Meine Gastgeberin ist die einzige Inselbewohnerin, die Einnahmen durch die Vermietung von Übernachtungsmöglichkeiten und dem Betreiben einer Gastronomie erzielt. Im August lag auf Grund der Ferienzeit der Schwerpunkt unserer Arbeit im Gastgewerbe. Somit waren meine Haupttätigkeiten das Vorbereiten der Speiseräumlichkeiten, den Pizzaofen anzufeuern, Begrüßung und Bewirtung von Gästen, Küchenarbeiten, Ernte und Verarbeitung von Obst und Kräutern aus dem Garten, sowie das Putzen der Räumlichkeiten und deren Vorbereitung für Übernachtungsgäste.
Die Arbeit im Gastgewerbe war für mich eine vollkommen neue Erfahrung, die mich sehr bereichert hat. Es hat mir große Freude bereitet mich mit den Gästen auszutauschen und zu sehen, dass sie mit Ihrem Aufenthalt zufrieden waren. Es gab neben dem Gastgewerbe auch viele handwerkliche Tätigkeiten, die wir gemeinsam durchgeführt haben. So haben wir ein airbnb-Appartment renoviert, sodass es von Gästen genutzt werden konnte. Dabei haben wir PVC auf den Treppen und im Bad verlegt, Räume gestrichen, ein Geländer angebracht, sowie eine kleine Küche aufgebaut und die Räumlichkeiten dekoriert. Auch gärtnerische Tätigkeiten habe ich durchgeführt, wie ein kleines Beet auf dem Grundstück angelegt, Sträucher, Hecken und Rosen geschnitten und gemeinsam mit meiner Gastgeberin und ihrem Sohn die Umgestaltung eines Hinterhofgartens in Stavanger vorgenommen. Im September waren weniger Gäste da und ich hatte die Möglichkeit auf der Weihnachtsbaumplantage zu arbeiten, wobei ich zu große, krumme und kranke Exemplare entfernt habe. Die Schafe haben während meiner Anwesenheit nicht viel Arbeitszeit beansprucht, da sie auf den Weiden waren. Wir haben sie lediglich zum Wiegen und um die schwersten der Lämmer zum Schlachter zu schicken zusammengetrieben. Ich bin froh darüber, dass meine Gastgeberin mich mit abwechslungsreichen und vielseitigen Tätigkeiten betraut hat und ich somit meine Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen erweitern konnte. Als Dankeschön für meine Arbeit lud mich meine Gastgeberin gemeinsam mit ihrem Partner zu einem Tagesausflug auf die Insel Sør-Hidle zu Flor & Fjære ein. Das ist eine Insel nahe Stavanger, die von einem Gärtner und seiner Familie seit den 60er Jahren von einer für Norwegen typischen kleinen Insel mit schroffem Stein und spärlichem Bewuchs in ein blühendes Paradies verwandelt wurde. Ich war überrascht, dass dort auf Grund des milden Klimas sogar Palmen und Kakteen wachsen. Während meines Aufenthaltes hatte ich zudem die Möglichkeiten verschiedene Wanderungen zu unternehmen, wie beispielsweise zum Preikestolen, Kjeragbolten und Hellandsnuten, allesamt unvergessliche Erfahrungen in atemberaubender Landschaft. Für die vielseitigen und einzigartigen Erfahrungen, die ich während meines ERASMUS-Praktikums machen durfte bin ich sehr dankbar. Herzlichen Dank an Frau Sabath für alle Informationen rund um das Praktikum und die Organisation.
von Franziska Müller