Umbau 2020–23 – ein Gespräch mit den Machern
Der Umbau der Carl-Hofer-Schule begann im Jahr 2020 und wird voraussichtlich im Juli 2023 abgeschlossen sein. Die Baumaßnahme umfasst im Innenbereich den Austausch der abgehängten Decken aller Unterrichtsräume mit deutlich verbesserter Akustik inklusive einer neuen Beleuchtung. Mit der Maßnahme verbunden sind eine komplette Elektro-Neuverkabelung der Räume inklusive der Ausstattung der Räume mit modernster Präsentationstechnik sowie der Möglichkeit, Durchsagen in alle Räume vornehmen zu können. Abgerundet wird die Maßnahme durch den Komplettanstrich aller Wand- und Deckenflächen bis hin zur historischen Vertäfelung nebst Arbeiten an den Fassadenflächen (Natursteinarbeiten, Malerarbeiten, Sonnenschutz). Die Investition des Schulträgers wird nach Abschluss aller Arbeiten voraussichtlich 6,5 Mio Euro betragen.
Der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe hat für die Sanierung unserer Schule, wie auch für andere Schulen im Stadtkreis hohe Gelder bewilligt – was verspricht sich die Stadt von dieser Investition?
Hauptmann: Zuerst einmal handelt es sich um eine Investition in die Zukunft eines solchen Gebäudes. Mit den durchgeführten Maßnahmen werden die Räume deutlich aufgewertet – die Akustik und die Beleuchtung sind in den Räumen nun auf dem aktuellen Stand. Die neuen Präsentationsmöglichkeiten unterstützen einen modernen Unterricht. Gleichzeitig verringern sich die Kosten für Bauunterhalt und Energie, da die neue Beleuchtung deutlich weniger Strom verbraucht – und das passt zu unserer Stadt, die sich nachhaltiges Bauen und somit auch Wirtschaften auf die Fahnen geschrieben hat.
Der Gemeinderat entscheidet über die Durchführung einer solchen Baumaßnahme. Wie wird in solchen Fällen der Gemeinderat vor der Entscheidung informiert?
Hauptmann: Vor jeder Investition in einer solchen Größenordnung gibt es seitens des HGW [Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft] ausführliche Sondierungen. Anfragen für Baumaßnahmen kommen in der Regel von unserem Amt selbst oder vom Schul- und Sportamt, als Träger der Schulen. Der Projekteingang wird dann vom HGW bewertet, Voruntersuchungen über Machbarkeit und Kosten werden erstellt. Nach Abstimmung mit den Dezernaten wird das Projekt dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt. Da es sich bei Baumaßnahmen in der Regel um hohe Investitionssummen handelt, müssen diese vorher in den jeweiligen Haushalten angemeldet und genehmigt werden. Vom Antrag bis zur Freigabe durch den Gemeinderat und gegebenenfalls des Bauausschusses können mehrere Jahre vergehen. Bei diesem Bauvorhaben datierten die ersten Überlegungen aus dem Jahr 2013.
Unser Gebäude steht unter Denkmalschutz und damit unter der Aufsicht des Denkmalamts. Welche Auswirkungen hatte dies bei der Baumaßnahme?
Veihelmann: Da bereits Baumaßnahmen in den 70er und 80er Jahren stattgefunden hatten und da bereits große Eingriffe insbesondere in die Decken stattgefunden hatten – und dort der hauptsächliche Eingriff in die Substanz stattfand – war dies zum Glück kein großes Problem. Schwieriger war die Suche nach der ursprünglichen Farbgebung. Hier wurde eine Farb-Befundung von einem Restaurator durchgeführt, auf deren Grundlage dann die Entscheidung über die farbliche Ausgestaltung getroffen wurde. Für die Befundung wird mit einem Skalpell am Putz gekratzt, um alte Farbschichten zum Vorschein zu bringen. Nach der Sichtung der Funde werden diese untersucht und die ursprüngliche Farbgebung zusammengestellt. Aus diesen Untersuchungen wird ein Farbvorschlag entwickelt, der sich an der Analyse und an der Nutzung orientiert.
Welches waren rückblickend die größten planerischen Herausforderungen bei unserem über 100 Jahre alten Gebäude?
Veihelmann: Bauen im Bestand ist ganz anders als das Bauen auf der grünen Wiese – da muss man sich immer mit den Gegebenheiten vor Ort auseinandersetzen und es ergeben sich Zwänge, die man einfach akzeptieren muss. Um es an einem Beispiel festzumachen: Im Neubau wird der gesamte Deckenaufbau mit Betondecke und der abgehängten Decke zusammen geplant – im Bestand muss geschaut werden, ob und wie die abgehängte Decke an der vorhandenen Decke überhaupt befestigt werden kann und welches System in Frage kommt. Hier spielen auch Fragen der Statik und des Brandschutzes eine wichtige Rolle.
Elsäßer-Taschke: Das Verlegen von Kabeln von einem Raum in den anderen ist auch so ein Thema. Man kann die Kabel ja nicht einfach in den Flur verlegen – aus optischen Gründen geht das nicht und aus Brandschutzgründen schon gar nicht – und so ist man bei Bestandsgebäuden immer auf der Suche nach Möglichkeiten. Bei Neubauten wird alles gleich mitgeplant – da gibt es dann die entsprechenden Schächte und Kanäle. Einem historischen Gebäude wie Ihrem eine moderne Infrastruktur einzubauen, ist eine große Herausforderung.
Wie werden generell die ausführenden Firmen gefunden? Gibt es da einen Stamm von Handwerkern, der die Aufträge automatisch bekommt?
Hauptmann: Grundsätzlich müssen größere Bauleistungen ausgeschrieben werden. Da gibt es sehr strikte Vorgaben. So werden im Vorfeld die Leistungen in einem sogenannten Leistungsverzeichnis zusammengestellt und Firmen erhalten gemäß dem öffentlichen Vergaberecht die Möglichkeit ein Angebot dafür abzugeben. Entsprechend den gesetzlich geregelten Vorgaben werden dann die Leistungen vergeben. Festgelegt sind dann von vorneherein die Preise, die eine bestimmte Leistung kostet und bis wann diese zu erbringen ist. Bei Großprojekten hat man keinen Einfluss, wer den Auftrag bekommt – und das ist nicht immer schön. Wenn die Auftragnehmer dann z. B. von weiter entfernt kommen, kann es bei der Behebung von Mängeln schon zu Problemen kommen. Bei Ihrem Fall hatten wir jedoch Glück – da haben die Termine und die erbrachte Leistung gepasst.
Bei geringeren Bausummen – also insbesondere beim Bauunterhalt – hat die Stadt Rahmenverträge mit Handwerkern geschlossen, die dann freihändig ohne vorherige Ausschreibung beauftragt werden. Dies gilt aber lediglich bei geringen Auftragssummen, wenn bestimmte Schwellenwerte unterschritten werden.
Damit sich die Firmen auf der Baustelle nicht im Weg stehen und die Bauabläufe korrekt erfolgen, bedarf es einer detaillierten Planung. Wer ist hierfür verantwortlich und von wem werden diese dann auf der Baustelle koordiniert?
Zander: Verantwortlich für die gesamte Koordination ist das Planungsbüro. In einem Übersichtsplan – dem Bauablaufplan – werden Baumaßnahmen mit den jeweils erforderlichen Bauzeiten dargestellt. Dieser Plan wird vor dem Start der Baumaßnahme erstellt und ist für die Firmen verbindlich. Kontrolliert wird das dann von der Bauleitung – in diesem Falle von mir. Bei manchen Bauvorhaben werden in den Vertrag auch Konventionalstrafen reingeschrieben, um die Bauzeiten abzusichern. Hier musste das nicht gemacht werden – der Bauablauf hat an Ihrer Schule wirklich gut funktioniert.
Eine Baustelle an einer Schule ist ja nicht wie jede andere Baustelle – wo liegen da die besonderen Schwierigkeiten?
Zander: Die besondere Herausforderung an dieser Baustelle – noch sind wir ja nicht fertig – besteht darin, dass weiterhin Unterricht stattfindet. Besonders heikel wird das in den Zeiten von Prüfungen, an denen die Schüler nicht gestört werden dürfen. Nicht zu vergessen der Staub, Schmutz und alle Belange des Arbeitsschutzes.
Veihelmann: Auch aus diesen Gründen hat man sich zu Beginn der Planungen für eine vertikale Trennung der Bauabschnitte entschieden. Am kompliziertesten war das natürlich im 2. Bauabschnitt, der die Schule räumlich in drei Teile trennte.
Die größte Herausforderung bei den Elektroarbeiten stellte bei unserem Gebäude ja wohl die Neuverkabelung dar. Wie sieht die neue Architektur nun aus – und wie leistungsfähig ist das System?
Elsäßer-Taschke: Stark vereinfacht kann man sich das jetzt so vorstellen: Die verschiedenen Server im Haus sind über Lichtwellenleiter miteinander verbunden und die Abzweige in die Unterrichtsräume wurden mit Kupferleitungen ausgeführt. Kupferleitungen sind auf den letzten Metern vollkommen ausreichend und auch weniger störanfällig. In Zeiten der Digitalisierung wird das Vorhalten eines funktionierenden WLAN ja immer wichtiger. Heutzutage gibt es kaum mehr Endgeräte mit kabelgebundener Netzwerkversorgung, daher ist die flächendeckende Versorgung mit WLAN heute so wichtig. Nach Abschluss der Arbeiten im Untergeschoss (ab Juli 2022, Abschluss Juli 2023, die Red.) und der Einbindung weiterer Verbindungsstrecken wird Ihr Netz so leistungsstark sein, dass alle Schüler und Lehrer gleichzeitig im Netz sein können.
Corona war für uns alle eine große Herausforderung – welchen Einfluss hatte die Pandemie auf die tägliche Arbeit der Mitarbeiter vor Ort?
Cina: Corona stellte uns insbesondere am Anfang – im Frühjahr 2020 – vor große Probleme. Man wusste nur sehr wenig über die Krankheit, die Nachrichten im Fernsehen beruhigten einen nicht wirklich und damals gab es ja auch noch keinen Impfstoff. Da haben sich meine Mitarbeiter schon große Sorgen gemacht. Aber wir Kollegen kennen uns gut und konnten uns vertrauen – das hat schon geholfen. Mit der Zeit wurde es dann besser und wir hatten den großen Vorteil, dass die Mitarbeiter wegen des großen Schulgebäudes gut verteilt werden konnten. Dann war der Impfstoff da und verschaffte uns eine gewisse Sicherheit.
Ein weiteres Problem stellt der derzeitige Krieg in der Ukraine dar – welche Auswirkungen hat wiederum dies auf die Baustelle?
Elsäßer-Taschke: Da hatten wir das Glück, dass bereits vor diesen Ereignissen alle Materialien und Gerätschaften bestellt und größtenteils geliefert waren. Sonst hätten wir da vermutlich Probleme bekommen.
Veihelmann: Nicht klar ist, woher diese Lieferengpässe stammen. Ist es der Krieg in der Ukraine oder sind es Nachwirkungen von Corona? Aber wie schon gesagt, hatten wir da wirklich Glück.
Hauptmann: Bei Verträgen, die derzeit geschlossen werden, werden ‚Stoffpreisgleitklauseln‘ eingesetzt, die eine nachträgliche Anpassung von Baustoffpreisen ermöglichen. Wenn wir das nicht täten, bekämen wir wenige bis gar keine Angebote mehr, denn kein Unternehmer will in die Glaskugel schauen und das Risiko von explodierenden Baustoffpreisen übernehmen.
Wir haben in der Schule ja ganz unterschiedliche Räume: Klassenzimmer, Werkstätten für verschiedenste Berufe, Computerräume – nun den neuen Naturwissenschaftlichen Fachraum – welches waren die kompliziertesten Räume?
Veihelmann: Das kann man generell gar nicht so sagen. Schwierig waren Räume, in denen Einbauten vorhanden sind, die nicht ausgelagert werden konnten. Denn dort war das Stellen der Gerüste sehr aufwändig.
Elsäßer-Taschke: Auch das Verfahren der Leitungen in Räumen mit Holzvertäfelungen. Es war einfach grundsätzlich schwierig, so viel neue Technik in ein so altes, historisches Gebäude adäquat einzubauen.
Was wünschen Sie der Schule?
Alle im Chor: Wir wünschen der Schule, dass die tollen technischen Möglichkeiten, die jetzt bestehen auch genutzt werden und pfleglich mit dem Material umgegangen wird. Und dass noch viele Jahre für diese schönen gestalterischen Berufe Auszubildende gefunden werden!
Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Die Fragen stellte Schulleiter Joachim Spatz.