Lesung von Grit Poppe und Kathrin Begoin in der K3FR1 und K3FR2
Passend zum „deutschen Datum“, dem 9. November, der für drei historisch bedeutsame Ereignisse des 20. Jahrhunderts steht, kam die Autorin Grit Poppe mit der Zeitzeugin Kathrin Begoin am 7. November 2018 zu einer Lesung und anschließender Zeitzeugenschilderung über das Leben nicht angepasster junger Menschen in der DDR in die dritten Klassen des Fachbereichs Körperpflege. Vermittelt hatte diese Begegnung das DDR-Museum in Pforzheim, das auch die Kosten dieser Veranstaltung trug.
Zu Beginn las Grit Poppe aus ihrem Buch „Abgehauen“, in dem sie die Geschichte einer Jugendlichen in der DDR beschrieb, die zu einer „sozialistischen Persönlichkeit“ erzogen werden sollte, weil sie den Staatsorganen zu unangepasst war. In insgesamt 38 „Jugendwerkhöfen“ und „Spezialkinderheimen“ wurden „schwer erziehbare“ Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren durch ein rigides Straf- und Disziplinierungssystem „umerzogen“, was nichts anderes bedeutete, als ihre Individualität zu brechen und sie so nahtlos ins „sozialistische System“ der DDR einzugliedern.
Kathrin Begoin war als 17-jährige auf Bitten ihrer Eltern, die sich Hilfe bei der Entwicklung der pubertierenden Tochter erhofft hatten, in einen Jugendwerkhof eingeliefert worden. Nach einigen Fluchtversuchen kam sie in den einzigen „geschlossenen Jugendwerkhof“ in Torgau an der Elbe, der mit vergitterten Fenstern, hohen Mauern, Wachtürmen, Scheinwerfern und scharfen Hunden an Laufleinen schon äußerlich eher einem Gefängnis glich. Dort musste sie in einer Mädchengruppe in minutiös durchgeplanten Arbeitstagen einfache Arbeiten erledigen. Schon kleine Abweichungen wurden mit harten Strafen sanktioniert, z.B. tagelangem Wegsperren in Dunkelzellen, Schlägen und Schikanen durch das Wachpersonal.
Die Schülerinnen der K3FR1 und K3FR2 lauschten nach Grit Poppes Lesung mit zunehmender Schockstarre den Erlebnissen von Kathrin Begoin, und die anschließende Diskussion zeigte, wie unfassbar für die anwesenden jungen Menschen erschien, was sie gerade gehört und auf Originalphotos aus Torgau gesehen hatten. Die zum Ende gestellten emotionalen Fragen der Schülerinnen und Schüler zeigten, dass die für unsere Jugendlichen als Normalfall geltende demokratische Gesellschaft mit der Achtung von Grund- und Menschenrechten einen hohen Wert darstellt, der keineswegs selbstverständlich ist.
Kö