Freiheit – so nah, so fern
So lautet das Motto der französisch-deutschen Wanderausstellung, die die Geschichte des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im Elsass aufarbeitet.
75 Jahre ist es her, dass das KZ Auschwitz am 27. Januar 1945 befreit wurde. Noch kurz vorher hatte die SS Häftlinge auf den Todesmarsch nach Westen geschickt. Obwohl Auschwitz, als eines der größten Lager, in unserem kollektiven Gedächtnis fest verankert ist, gab es KZs in fast ganz Europa. Gerade mal eineinhalb Stunden von Karlsruhe entfernt wurde 1941 das Lager Natzweiler-Struthof im damals annektierten Elsass errichtet. Zu dem Komplex gehörten noch etwa 70 Außenlager, auch im heutigen Baden-Württemberg. Natzweiler-Struthof diente als Arbeitslager und wurde für medizinische Experimente genutzt. Dort sind fast 22.000 Menschen den Nationalsozialisten zum Opfer gefallen.
Quelle: Website KZ Natzweiler
Wir holten die Ausstellung über das KZ an unsere Schule. Auf großformatigen Roll-Ups konnten sich Schüler und Lehrer ein Bild über die Geschichte des Lagers und über einzelne Personen, die dort inhaftiert waren, machen.
Aber warum besuchten wir nicht selbst die so nah gelegene Gedenkstätte? Am 4. Dezember 2019 fuhren wir also mit drei Bussen, 133 Schülern und 12 Lehrern dorthin. So konnten wir Vergangenheit ganz nah erleben – an einem Ort, an dem Menschen gequält wurden und gestorben sind.
Empfangen wurden wir am modern gestalteten Europäischen Zentrum, wo die Besucher einen ersten Eindruck durch einen Film über das KZ bekommen. Eine Vorstellung von der Grausamkeit des Lagers und des KZ-Systems erhält man erst, wenn das Tor zur eigentlichen Anlage durchquert wird: Stacheldraht, Wehrtürme, Kälte. Eine Baracke, die zu einem Museum umgebaut wurde, gibt Zeugnis, was die Gefangenen erleiden mussten. Der einzige Weg aus diesem KZ war der Tod. Das wussten die Deportierten. Hunger war Alltag. Trotz all dieser Zeugnisse aus der Vergangenheit kann man sich das Leid nur schwer ausmalen. Die Anlage ist heute sauber und nüchtern anzusehen, das Grauen lauert hinter diesem ersten Eindruck: der Galgen, der noch steht, ein Bock, der zum Auspeitschen der Gefangenen diente, die Urnen, die noch zu finden sind, die Lager- und Schlafbaracken, das Krematorium und die Gaskammern. Und draußen vor dem Lager die adrette Villa des Kommandanten.
Vergangenheit nicht fern, sondern ganz nah erleben konnten wir besonders, als Herr Gerber eine Gedenkminute mit Schülern und Lehrern hielt und ein Gesteck, das die Floristikabteilung gestaltet hatte, niederlegte.
Ina Rehwald