Aus­stel­lung Ale­xey Pazgalev

Mai 2012

Geschich­ten, die es nie gab

Sei­ne Wer­ke konn­ten wir nicht ver­si­chern. Zu teu­er wäre es gewor­den, und die Kas­sen sind dem Ver­neh­men nach leer!

Der Künst­ler selbst hat aus ideel­len Grün­den kei­ne Kos­ten und Mühen gescheut, uns zu zei­gen, was in der nörd­lichs­ten Mil­lio­nen­stadt der Welt so ange­sagt ist!

Klein muss­ten wir es hal­ten auch mit der Werbung.

Freun­de, ihr ver­steht, wir pfle­gen ein offe­nes Haus. Jeder darf rein, jeder kann schau­en und stau­nen. Nichts wird über­wacht, weder mit Per­so­nal noch mit Kame­ras. Ihr wisst, was ich damit sagen und ver­mei­den will!

Ein Erfolg war´s trotzdem. 

Sogar der Vete­ran vom badi­schen Künst­ler­bund, der schon lan­ge vor der Wen­de die Genos­sen in Aser­bai­dschan besuch­te, war auf der Ver­nis­sa­ge. Und der ehe­ma­li­ge Kol­le­ge und Abtei­lungs­lei­ter, der einen Teil sei­ner bes­ten Jah­re in einem sibi­ri­schen Berg­werk ver­brin­gen muss­te, in den schlimms­ten Jah­ren unse­rer Nation.

Auch die­se bei­den waren voll des Lobes über das Werk und haben auf Rus­sisch mit dem Künst­ler par­liert. Bei einem Gläs­chen von der Krim, etwas Quas und rus­si­schem Gebäck, das der För­der­ver­ein unse­rer Schu­le spendierte.

Anfra­gen, wie man eines der Schmuck­stü­cke fürs Eigen­heim erwer­ben könn­te, gab es meh­re­re. Über dem Schreib­tisch, im Schlaf­zim­mer oder dem Kamin kann man es sich durch­aus vor­stel­len. Und reprä­sen­ta­tiv wäre es alle­mal. Den Samm­ler­wert nicht zu ver­ges­sen, schließ­lich ist der jun­ge Rus­se bei­lei­be nicht schlech­ter als die alten! Mehr Biss in Pin­sel­füh­rung und Farb­ge­bung hat er!

Letzt­end­lich aber spielt das lie­be Geld ent­lang des Schwa­ben­länd­les eine Rolle!

Zwar muss der Rubel rol­len, aber nicht jeder bei uns hat die Mit­tel wie die pro­mi­nen­ten St. Peters­bur­ger Putin und Med­wed­jew. Lein­wand und Far­be ver­schlin­gen Rubel­chen, von der vie­len Arbeit am Wer­ke ganz zu schwei­gen und dann noch die ent­spre­chend auf­wän­di­ge exklu­si­ve Rah­mung. Da ist es ver­ständ­lich, dass der Künst­ler nicht zu jedem Preis ver­kauft. Haupt­säch­lich mach­te er die Aus­stel­lung nur, um uns zu zei­gen, was künst­le­risch so läuft am hin­ters­ten Zip­fel der Ost­see, im Kühl­schrank Euro­pas!

Ale­xey Ana­tol­je­witsch Paz­galev, 1974 in Lenin­grad gebo­ren, ist Absol­vent der Muchi­na Aka­de­mie für Design und Bil­den­de Kunst und heu­te Lei­ter der Fach­ab­tei­lung Design an unse­rer Part­ner­schu­le, der Rerich Kunst­schu­le, St. Peters­burg. Neben sei­ner Lehr­tä­tig­keit arbei­tet er frei­be­ruf­lich in den Berei­chen Archi­tek­tur, Aus­stel­lungs­de­sign, Gra­fik und Malerei.

Ale­xey Ana­tol­je­witsch Paz­galev ist Mit­glied des Sankt Peters­bur­ger Künst­ler­bun­des, hat an zahl­rei­chen natio­na­len Aus­stel­lun­gen teil­ge­nom­men und stell­te sei­ne Wer­ke in unse­rer Schu­le zum ers­ten Mal außer­halb Russ­lands aus.

Er wid­me­te die­se Aus­stel­lung der rus­si­schen Folk­lo­re und dem rus­si­schen Dorf, das für ihn den nun­mehr schwin­den­den Teil des rus­si­schen Lebens darstellt.

Ale­xey ist über 20 Jah­re jün­ger als ich, aber sei­ne Wer­ke erzäh­len Geschich­ten, die auch mich in mei­nem Kin­des- und frü­hen Jugend­al­ter bei den Groß­el­tern auf dem Lan­de beschäf­tig­ten. Vor­der­grün­dig gese­hen gibt es kei­nen Unter­schied zwi­schen Ale­xeys rus­si­scher, mei­ner alten nas­saui­schen und mei­ner neu­en, badi­schen Hei­mat.
Schwer fällt es, Freun­de, zu begrei­fen, war­um und wofür unse­re Vor­fah­ren Krieg und Elend über die Mensch­heit brachten!

Wir müs­sen uns näher kom­men, um uns zu ver­ste­hen. Freund und Kol­le­ge Ale­xey hat im Rah­men unse­res Aus­tausch­pro­gramms sei­nen Teil dazu beigetragen.

Die Carl-Hofer-Schu­le führt seit 5 Jah­ren einen Tri­na­tio­na­len Aus­tausch mit der Rerich Kunst­fach­schu­le St. Peters­burg und der Gobe­lins, Éco­le de L´Image Paris durch. Der jähr­li­che Work­shop mit über 60 Schü­lern der drei Natio­nen wird vom Deutsch-Fran­zö­si­schen Jugend­werk ideell und finan­zi­ell gefördert!

Bc