Auseinandersetzung mit dem Alter, dem Leben und dem Tod
Als sich das Seniorenzentrum mit der Bitte um Unterstützung an unsere Schule wandte, wagten wir nicht zu träumen, wie prima sich die Klasse L2GL2 auf diese Aufgaben einließ.
Bereits im zweiten Lehrjahr übten die Schüler und Schülerinnen mit Rollstühlen und Rollatoren und fanden heraus, wie rutschig manche Beläge sein können und wie schwierig der Umgang mit Gehhilfen ist. Ein Besuch im Seniorenzentrum erschloss den jungen Leuten die Lebenswirklichkeit alter Menschen. Mit diesen Erfahrungen gelang es unseren Azubis, konkrete Pläne zu entwerfen und Ziele für das Projekt ins Auge zu fassen. Unsere Ansprechpartner im Freundeskreis der Einrichtung waren sehr angetan.
Im dritten Lehrjahr ging die Klasse dann mit Elan und Begeisterung an die Umsetzung: es entstand ein Garten mit drei altersgerechten Hochbeeten. Diese Wohlfühloase ist ein Begegnungsort für Menschen mit und ohne Demenz, für Menschen im Seniorenzentrum und die Bürger von Rheinstetten.
Das an unserer Schule bereits mehrfach erprobte Konzept der fächerübergreifenden Verknüpfung von Religionsunterricht und praktischer Fachkunde bewährte sich wieder einmal besonders erfolgreich.
Ein Projekt, das Akzente setzte und nicht so schnell vergessen werden wird, weder bei den Bewohnern noch bei uns.
Bu | Wr | Ko
Schülerstimmen:
In fünf Tagen einen Erlebnisgarten mit Hochbeeten für Senioren zu erstellen! Das war die Aufgabe, auf die wir uns bereits seit eineinhalb Jahren im Unterricht und bei verschiedenen Begegnungen vorbereitet hatten. Es wurde gegraben, gehämmert, gemeißelt, geschraubt, gesägt und gebaut.
Es stand jedoch nicht nur der Umgang mit Werkzeugen und Baustoffen im Vordergrund unserer Tätigkeit, sondern auch die Auseinandersetzung mit dem Alter, dem Leben und dem Tod. Viele Bewohner der Einrichtung nahmen an unserem Projekt teil. Schließlich bauten wir diesen Garten für sie, sodass von Fragen bis zum Berichten von eigenen Erfahrungen ein vielseitiger Austausch zwischen alten und jungen Menschen stattfand.
Meine ganz besondere Begegnung hatte ich mit einem älteren Herrn, der zielstrebig auf mich zuging und ein zunächst lockeres Gespräch mit mir begann. Im Laufe der Tage erfuhr ich, dass er auch einen handwerklichen Beruf gehabt hatte. Als Fliesenleger hatte er auch einige Baustellen fristgerecht fertigstellen müssen, auch er hatte schwere Zementsäcke schleppen und nach Maß arbeiten müssen. Dieser Mann hatte schon vieles gesehen und erlebt und ich nahm wahr, dass er eine Sehnsucht hatte. Die Sehnsucht, wieder mit seinen eigenen Händen etwas zu schaffen, einfach wieder aktiv zu sein. Zuerst wusste ich nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte, da er auf mich traurig wirkte. Altern widerfährt uns alle einmal und dann spielt unser Körper einfach nicht mehr so mit, wie wir es gerne hätten. Und auch ich werde eines Tages alt sein und auf meine Vergangenheit zurückblicken. Doch dieser ältere Herr machte mir Mut. Er hatte noch sein Lächeln und das konnte ich erwidern, genauso wie meine Berufsschulkollegen auch. Ich ließ ihn an meiner Arbeit teilhaben und ein großes breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht – und auf meinem dann auch. Ich hoffe, dass ich in seinem Alter das Lächeln auch nicht verlernt haben werde.
Benedikt Stöcker, L3GL2
Ich hatte die ganze Woche über das Gefühl, etwas enorm Wichtiges zu tun, da es den Menschen, die an Demenz erkrankt sind, hilft, den Alltag besser zu meistern.
Phillipp Goike, L3GL2
Frau Busath und Herr Wickenhäuser hatten alles im Griff und leiteten die Baustelle. Andere Lehrer kamen uns besuchen und wir wurden dauernd gelobt. Es war super, Teil von dem allen zu sein.
Manuel Seifert, L3GL2
Viele der dementen Menschen leben ja eher in ihrer Vergangenheit, zum einen wegen ihrer Krankheit, aber auch weil mehr und mehr Dinge aus ihrem täglichen Leben verschwinden. Wachsende, sich ändernde Pflanzen und das Wahrnehmen der Jahreszeiten auch an und mit Menschen, besonders auch mit Kindern, sind ein guter Anker für diese Menschen, der sie im Hier und Jetzt halten kann.
Henri Bühe, L3GL2
Als ich am letzten Tag sah, wie die Menschen sich gefreut haben, kamen mir fast Tränen vor Freude. Das war einer der schönsten Momente, die ich je erleben durfte.
Kenny Gassenmeier, L3GL2
Ich bin froh, dass wir in Religion gefragt wurden, ob wir Lust zu diesem Projekt haben. Und wenn ich noch einmal gefragt würde, wäre ich sofort wieder dabei!!!
Luca Pfirrmann, L3GL2