Pro­jekt „Demenz­gar­ten“

Mrz 2016

Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Alter, dem Leben und dem Tod

Als sich das Senio­ren­zen­trum mit der Bit­te um Unter­stüt­zung an unse­re Schu­le wand­te, wag­ten wir nicht zu träu­men, wie pri­ma sich die Klas­se L2GL2 auf die­se Auf­ga­ben einließ.

Bereits im zwei­ten Lehr­jahr übten die Schü­ler und Schü­le­rin­nen mit Roll­stüh­len und Rol­la­to­ren und fan­den her­aus, wie rut­schig man­che Belä­ge sein kön­nen und wie schwie­rig der Umgang mit Geh­hil­fen ist. Ein Besuch im Senio­ren­zen­trum erschloss den jun­gen Leu­ten die Lebens­wirk­lich­keit alter Men­schen. Mit die­sen Erfah­run­gen gelang es unse­ren Azu­bis, kon­kre­te Plä­ne zu ent­wer­fen und Zie­le für das Pro­jekt ins Auge zu fas­sen. Unse­re Ansprech­part­ner im Freun­des­kreis der Ein­rich­tung waren sehr angetan.

Im drit­ten Lehr­jahr ging die Klas­se dann mit Elan und Begeis­te­rung an die Umset­zung: es ent­stand ein Gar­ten mit drei alters­ge­rech­ten Hoch­bee­ten. Die­se Wohl­fühl­oa­se ist ein Begeg­nungs­ort für Men­schen mit und ohne Demenz, für Men­schen im Senio­ren­zen­trum und die Bür­ger von Rheinstetten.

Das an unse­rer Schu­le bereits mehr­fach erprob­te Kon­zept der fächer­über­grei­fen­den Ver­knüp­fung von Reli­gi­ons­un­ter­richt und prak­ti­scher Fach­kun­de bewähr­te sich wie­der ein­mal beson­ders erfolgreich.

Ein Pro­jekt, das Akzen­te setz­te und nicht so schnell ver­ges­sen wer­den wird, weder bei den Bewoh­nern noch bei uns.

Bu | Wr | Ko

Schü­ler­stim­men:

In fünf Tagen einen Erleb­nis­gar­ten mit Hoch­bee­ten für Senio­ren zu erstel­len! Das war die Auf­ga­be, auf die wir uns bereits seit ein­ein­halb Jah­ren im Unter­richt und bei ver­schie­de­nen Begeg­nun­gen vor­be­rei­tet hat­ten. Es wur­de gegra­ben, gehäm­mert, gemei­ßelt, geschraubt, gesägt und gebaut.

Es stand jedoch nicht nur der Umgang mit Werk­zeu­gen und Bau­stof­fen im Vor­der­grund unse­rer Tätig­keit, son­dern auch die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Alter, dem Leben und dem Tod. Vie­le Bewoh­ner der Ein­rich­tung nah­men an unse­rem Pro­jekt teil. Schließ­lich bau­ten wir die­sen Gar­ten für sie, sodass von Fra­gen bis zum Berich­ten von eige­nen Erfah­run­gen ein viel­sei­ti­ger Aus­tausch zwi­schen alten und jun­gen Men­schen stattfand.

Mei­ne ganz beson­de­re Begeg­nung hat­te ich mit einem älte­ren Herrn, der ziel­stre­big auf mich zuging und ein zunächst locke­res Gespräch mit mir begann. Im Lau­fe der Tage erfuhr ich, dass er auch einen hand­werk­li­chen Beruf gehabt hat­te. Als Flie­sen­le­ger hat­te er auch eini­ge Bau­stel­len frist­ge­recht fer­tig­stel­len müs­sen, auch er hat­te schwe­re Zement­sä­cke schlep­pen und nach Maß arbei­ten müs­sen. Die­ser Mann hat­te schon vie­les gese­hen und erlebt und ich nahm wahr, dass er eine Sehn­sucht hat­te. Die Sehn­sucht, wie­der mit sei­nen eige­nen Hän­den etwas zu schaf­fen, ein­fach wie­der aktiv zu sein. Zuerst wuss­te ich nicht, wie ich mit die­ser Situa­ti­on umge­hen soll­te, da er auf mich trau­rig wirk­te. Altern wider­fährt uns alle ein­mal und dann spielt unser Kör­per ein­fach nicht mehr so mit, wie wir es ger­ne hät­ten. Und auch ich wer­de eines Tages alt sein und auf mei­ne Ver­gan­gen­heit zurück­bli­cken. Doch die­ser älte­re Herr mach­te mir Mut. Er hat­te noch sein Lächeln und das konn­te ich erwi­dern, genau­so wie mei­ne Berufs­schul­kol­le­gen auch. Ich ließ ihn an mei­ner Arbeit teil­ha­ben und ein gro­ßes brei­tes Lächeln erschien auf sei­nem Gesicht – und auf mei­nem dann auch. Ich hof­fe, dass ich in sei­nem Alter das Lächeln auch nicht ver­lernt haben werde.

Bene­dikt Stö­cker, L3GL2

Ich hat­te die gan­ze Woche über das Gefühl, etwas enorm Wich­ti­ges zu tun, da es den Men­schen, die an Demenz erkrankt sind, hilft, den All­tag bes­ser zu meistern.

Phil­lipp Goi­ke, L3GL2

Frau Bus­ath und Herr Wicken­häu­ser hat­ten alles im Griff und lei­te­ten die Bau­stel­le. Ande­re Leh­rer kamen uns besu­chen und wir wur­den dau­ernd gelobt. Es war super, Teil von dem allen zu sein.

Manu­el Sei­fert, L3GL2

Vie­le der demen­ten Men­schen leben ja eher in ihrer Ver­gan­gen­heit, zum einen wegen ihrer Krank­heit, aber auch weil mehr und mehr Din­ge aus ihrem täg­li­chen Leben ver­schwin­den. Wach­sen­de, sich ändern­de Pflan­zen und das Wahr­neh­men der Jah­res­zei­ten auch an und mit Men­schen, beson­ders auch mit Kin­dern, sind ein guter Anker für die­se Men­schen, der sie im Hier und Jetzt hal­ten kann.

Hen­ri Bühe, L3GL2

Als ich am letz­ten Tag sah, wie die Men­schen sich gefreut haben, kamen mir fast Trä­nen vor Freu­de. Das war einer der schöns­ten Momen­te, die ich je erle­ben durfte.

Ken­ny Gas­sen­mei­er, L3GL2

Ich bin froh, dass wir in Reli­gi­on gefragt wur­den, ob wir Lust zu die­sem Pro­jekt haben. Und wenn ich noch ein­mal gefragt wür­de, wäre ich sofort wie­der dabei!!!

Luca Pfirr­mann, L3GL2